Interview mit Lars
Heute gibt es ein echtes Highlight. “Die Wohlgesonnene” Christine stellt uns ein Interview zur Verfügung, das sie für ihre Zeitung zum Abschluss der Weihnachtsblitztournee mit Lars geführt hat. Die Gemeinde bedankt sich artig. Schaut mal rein was Lars über die Tournee, die illustre Fliegerrunde, Fanpages und über sich selbst zu erzählen hat. Das Interview ist im Link unten in diesem Artikel verfügbar.
Interview Lars
Das folgende Interview führte Christine “die Wohlgesonnene” für den Boostedter Boten eine kleine aber feine Tageszeitung in Schleswig-Holstein. Da Christine den Breiten und den Breitlingen sehr gewogen ist stellt sie dieses Interview gerne zur Verfügung.
Christine:Moin Lars, also als erstes würde ich gerne etwas über Deine Vita erfahren, wo Du geboren bist und so weiter …..
Lars: Hi Christine, geboren bin ich in einer stürmischen und sagenumwobenen Nacht zum Samstag, den 21.09.1974, im kleinen sauerländischen Dorf Letmathe bei Iserlohn. Dort wuchs ich als jüngerer Zwilling zusammen mit meinem Bruder, bedingt durch die örtliche Umgebung (viele sauerländische Wälder und Felder), sehr naturverbunden auf, besuchte die nahe liegende Grundschule und wechselte 1985 zum städtischen Gymnasium, an welchem ich 1994 mein lang ersehntes Abiturzeugnis erhielt. Dort zeichnete sich schon früh meine musikalische Laufbahn ab: Als Schülerband gründete ich 1990 die Band “Sixpac”. Es entwickelte sich aus dieser anfangs kleinen und unerfahrenen Musikgruppe eine semiprofessionelle Band, die stets versuchte, den Menschen vor der Bühne mithilfe der Musik Freude, Spaß und Unterhaltung zu vermitteln. Da ich dort nicht nur als Bassist, sondern zugleich auch als Leadsänger fungierte, musste ich schnell lernen, beide Instrumente (Gesang und Bass) gleichzeitig gut zu beherrschen.
Christine: Und wie bist Du Bassist bei Extrabreit geworden?
Lars: (mit der nasalen Stimme des Wochenschau-Nachrichten-Sprechers): Wie kam ich nun zu Extrabreit? Da muss ich lange ausholen …
Im Winter 1994 lernte ich Bubi Hönig und Rolf Möller auf einer langen, eisigkalten Fahrt quer durch die Deutsche Nation zu einer Auftrittslokalisation in der Nähe des bördischen Soest kennen. Beide, Rolf und Bubi, spielten derzeit in einer Coverband namens “Green”, einer traditionellen Hagener Band, die sich in den siebziger Jahren des letzten Jahrhunderts gegründet hat. Da der damalige Bassist aus der Band aussteigen wollte, Bubi und Rolf aber noch keinen Nachfolger bestimmen konnten, habe ich mich auf besagtem Terrain bei der Tonprobe als Bewerber versucht. Mein Spiel mit dem tieftönigen Saiteninstrument muss die beiden tief im inneren ihres Gemüts so sehr bewegt haben, dass sie mich kurz drauf zu einer Audition einluden. Seit dem spiele ich also mit Rolf und Bubi – später dann nur noch mit Bubi – in einer Band, aus der sich schließlich eine zunächst “Rage-against-The-Machine”-orientierten Crossover-Band, dann eine HipHop Band, die sehr neumodisch und extrem rockig klang, etablierten. Es war ja bekannt, dass Bubi und Rolf bei Extrabreit gespielt haben, und so kam es plötzlich, dass im Sommer des Jahres 2002 mich dann Bubi anrief, um zu fragen, ob ich mal bei einer Extrabreit-Probe mitspielen könnte. Sofort und unweigerlich sagte ich zu, lernte so Stefan und Kai kennen und bin nun seit der Reunion der Breiten im Frühsommer 2002 der Bassist von Extrabreit.”
Christine: Wie sieht es mit einem zweiten beruflichen Standbein aus?
Lars: Das habe ich natürlich. Es kam für mich nicht in Frage, ausschließlich auf dem musikalischen Gebiet tätig zu sein und so ging ich nach der Schule zur Universität nach Dortmund, um dort die Fächer Katholische Theologie und Musik zu studieren. Mein Studium war sozusagen ein interessengeleitetes Studium. Aufgrund meiner musikalischen Tätigkeit konnte ich so mein Studium finanzieren, zog in die – für mein Empfinden – wunderschöne Ruhrgebietsstadt Dortmund und schloss im Jahr 2000 mein Studium mit dem Ersten Staatsexamen für selbige o.g. Fächer ab. Auf beruflicher Ebene ging es sofort im Anschluss an das Examen an der Uni weiter mit meiner Dissertation und meinem Promotionsvorhaben im Fach Katholische Theologie mit dem schönen akademischen Arbeitstitel: “Die religiöse Dimension von Meditationsmusik. Zugänge zu religiösen Erfahrungen durch Meditationsmusik.” Seit dem sitze ich in meiner freien Zeit in der Bibliothek in der Uni und schreibe an der Dissertation, die nun so langsam mal abgeschlossen werden sollte, da ich den Kopf zugunsten meiner Musik frei haben will.
Christine: Gibt es bestimmte Extrabreit-Songs, die Du präferierst?
Lars: Da für mich der Spaß am Musizieren immer im Vordergrund steht, kann ich kaum beurteilen, welche Stücke/Titel ich präferiere oder vorziehe (das ist doch wohl diplomatisch ausgedrückt!?). Nein, im Ernst. Es ist wirklich schwierig für mich, eine Beliebtheitsskala oder -liste aufzustellen. Das reicht von den lustigen, sympathischen Liedern wie “Joachim muss härter werden”, “Ruhm”, “Jeden Tag, jede Nacht” und “Nichts ist für immer” über die melancholischen bis sozialkritisch-politischen Lieder wie “Polizisten”, “1-1-0”, “Junge, wir können so heiß sein” und “Der Präsident ist tot”, bis hin zu der schnelleren Fraktion “3 D”, “Annemarie”, “Sturzflug”, „Liebling“ und natürlich “Hurra, hurra die Schule brennt”. Abschließend kann ich im Großen und Ganzen sagen, dass mir das Genre, welches Extrabreit bedient, meiner musikalischen Vorstellung in jeder Hinsicht entspricht: intellektuelle, deutschsprachige, punkig-schnelle Rockmusik.
Christine: Ich habe Extrabreit das erste Mal 1983 in Kiel gesehen, das letzte Mal 2003 in Hamburg, 20 Jahre liegen dazwischen, die Musik jedoch ist aktueller denn je. Ob der Führer, 110, Polizisten – die Texte könnten eigentlich gerade erst geschrieben sein. Wie sieht es bei Dir aus? Schreibst Du auch Texte für eine evtl. spätere Verwendung, oder konzentrierst Du Dich komplett auf Deinen Bass?
Lars: Ja, da kann ich Dir nur zustimmen. Viele Extrabreit-Texte aus der Anfangszeit könnten gut auch erst heute entstanden sein. Daran sieht man, dass Extrabreit nie an Brisanz und Aktualität verloren hat. Darin liegt auch unser Schwerpunkt: Musikalisch so zu sein wie früher: rockig, punkig, politisch und auch kontrovers. Was meine persönliche Situation betrifft: Ums Text-Schreiben habe ich mich noch nicht bemüht. Dann und wann fallen mir aber auf der Gitarre oder auf dem Klavier Melodien und Akkordfolgen ein, von denen ich dann behaupte, dass daraus mal ein Lied entstehen könnte. Im Großen und Ganzen stimmt aber Deine Vermutung, dass ich mich vornehmlich um das Bass-Spielen kümmere. Darin liegt meine Ambition und Fähigkeit (soll nicht überheblich klingen!). Man lernt im Leben nie aus. Auch auf musikalischer Ebene bedarf es der ständigen Reflexion, der Erneuerung und Bearbeitung hinsichtlich der spezifischen Fähigkeiten.
Christine: Festgestellt habe ich während der vier Konzerte, die ich 2003 gesehen habe, dass Du extrem gut zu Extrabreit passt. Wäre da nicht ein gewisser Altersunterschied hättest Du eigentlich von Anfang an dabei sein können. Wie gehst Du mit dem Altersunterschied um? Kommt es da manchmal zu Spannungen, oder handhabt ihr das ganz relaxt? (sind ja immerhin so um die 20 Jahre)
Lars: Dafür danke ich Dir zunächst. Das ehrt mich sehr, dass Du denkst, ich hätte schon von Anfang an dabei sein können. Es freut mich um so mehr, wenn Menschen aus dem Publikum den Eindruck haben, sowohl das Line-Up als auch das geistige, charakterliche und mentale Zusammenspiel der Band sei stimmig. Was aber den Altersunterschied angeht, sehe ich darin nicht das geringste Problem. Zu Spannungen kommt es deswegen nie. Warum auch, es gibt weder Neidereien, noch überflügelte väterliche Achtsamkeit. Im Gegenteil, vonseiten meiner Mitmusiker oder aber auch vonseiten des Auditoriums bekomme ich zumindest nur positive Rückmeldung. Zwar stehen mir noch viele Erfahrungen aus, die Kai, Stefan, Rolf und Bubi schon in früheren Zeiten erlebt und gemacht haben. Doch davon kann ich ja nur profitieren. Und es gibt auf den Konzertreisen viele Geschichten zu erzählen (Tournee-, Hildegard Knef-, Harald Juhnke- Geschichten), die ich begeisternd aufnehmen kann. Kurzum: Wir haben doch alle die gleichen Absichten, was unsere gemeinsame Zukunft betrifft und weitestgehend auch ähnliche musikalische Präferenzen, sodass ein Generationenkonflikt hier nichts zu suchen hat.
Christine: Nett anzusehen sind die Mädchentrauben, die sich während des Konzertes vermehrt an der rechten Bühnenseite aufhalten, also gewissermaßen direkt vor Dir stehen und schwärmende Blicke gen Bühne werfen. Nach den Konzerten findet man Dich dann auch sehr schnell im Gespräch mit den Fans. Gibt es da ein Stück “echten” Lars, oder ist das immer noch der Larsson von Extrabreit. Trennst Du das – mischt sich das?
Lars: Nun ja; so explizit fällt mir das nicht auf, welcher geschlechtliche Teil des Publikums vermehrt auf meiner Seite vor der Bühne steht. Leider werde ich oft von den Scheinwerfern vor der Bühne geblendet, sodass ich nicht immer die Gesichter erkennen kann. Für mich ist es aber immer wichtig, den Kontakt durch Blicke zum Publikum aufzubauen und zu erhalten. Das gefällt mir und bringt m.E. die Emotionalität der Musik dem Publikum nahe. Dadurch gebe ich sehr viel Persönlichkeit von mir preis. Durch die Blickkontakte – nicht nur ausschließlich zum weiblichen Konzertbesucher – entsteht das, was ich unter dem Stichwort der „Ganzheitlichkeit von Musik“ verstehe. Der Künstler, in meinem Falle der Musiker gibt etwas von sich und bekommt als Feedback das vom Publikum zurück, was er braucht: Freude, Gefallen an der Musik, Enthusiasmus und Applaus. Ich versuche, mich auf der Bühne immer so zu geben, wie ich bin. Das, was ich dann dort praktiziere, bin ich, ist mein Leben und gehört zu mir. Aber, ich führe auch ein Privatleben; es gibt auf der einen Seite den Beruf als Musiker und auf der anderen Seite das Private. Da muss ich natürlich das Berufliche von dem Privaten trennen. Also, was ich sagen will: Im alltäglichen Leben gebe ich mich natürlich nicht so extrovertiert und so emotionalisiert wie ich es auf der Bühne tue. Die Gespräche mit den Fans vor oder nach dem Gespräch allerdings lassen mich an dem, was ich mache, weiter teilhaben. Ich bekomme von den Fans kritische Anmerkungen zum Konzert, die mich im positiv Gemeinten einmal bestärken und zum anderen im kritisch-konstruktiven Sinne zum Überdenken anregen. Diese ernst gemeinte Kritik kann mich nur weiterführen in dem, was ich mache. In diesem Moment bin ich dann nicht nur der „Larsson von Extrabreit“.
Christine: Ihr habt ja viele Konzerte gegeben in diesem Jahr, weitere folgen man lernt jede Menge Menschen kennen und viele Hotelzimmer. Bei Dir habe ich das Gefühl, Du genießt jeden Auftritt, erwartest jede neue Halle mit Spannung und bist wahrscheinlich gerne unterwegs. Ist das so?
Lars: Ja, das stimmt. Das fängt schon in der Vorfreude vor dem Auftritt an. Es ist immer wieder für mich ein schönes Gefühl, zuerst die Location zu besichtigen, in der man dann später auftreten wird. Dann kommt der Soundcheck. Wir werden dann mit der Räumlichkeit vertraut gemacht und fahren anschließend i.d.R. ins Hotel, ruhen uns dort kurz aus, sammeln uns – die nötige Spannung und Aufregung wird stärker – und fahren schließlich wieder zurück zur Location zum Auftritt. Da werden so viele Endorphine freigesetzt, die mein Gemüt dermaßen in Wallung bringen, dass ich es nicht mehr erwarten kann, endlich auf die Bühne zu kommen. Wenn man dann abgefeiert wird, ist es das Schönste, was einem passieren kann! Ein immer wieder unbeschreiblich schönes Glücksgefühl. O.k., es gibt natürlich auch Konzerte, die nicht so gut sind, bei denen man sich – meist durch äußere Umstände bedingt – unwohl fühlt. Dann bleibt nun mal das finale Glücksgefühl aus. Dafür entwickelt man als Musiker einen guten Schutzmechanismus und sagt sich: „beim nächsten Konzert wird dann wieder alles anders…!“
Christine: Heute habe ich mich mal ein wenig im Internet umgeschaut. Das ist ja der Hammer was die Extrabreit-Fans da so auf die Beine gestellt haben und stellen. Unmengen von Foto´s, Geschichten, Sammlungen ….. klasse!! Auch die offizielle Extrabreit Homepage gefällt mir sehr gut. Informierst Du Dich regelmäßig darüber?
Lars: Ja klar; das gehört zu meinen täglichen Büroaufgaben, morgens im Forum nachzulesen, was es Neues gibt. Ich denke, dass meine Kollegen und ich einen guten Durchblick haben (da muss ich allerdings Bubi ausschließen, da er keinen Internetanschluss besitzt und sich nur bei uns darüber informiert), was das Treiben der Fans auf ihren Fanpages oder im Forum angeht. Es interessiert uns sehr, was geschrieben, gesagt und gedacht wird. So informiere ich mich regelmäßig im Forum und auf den Fanpages z.B. über die aktuellen Konzertberichte, über Fantreffen und die oftmals sehr lesenswerten Diskussionen um die (nicht nur extrabreite) Musik, alte Besetzungen, Interviews usw. Wir sind durchaus häufig überrascht, was manche unserer Gönner initiieren, recherchieren und bewirken. So ist es des Öfteren interessant festzustellen, dass einige sich als richtige Extrabreit-Experten und –Kenner herausstellen, die die Band seit den Anfängen her kennen und alles – in ihrem Verständnis – Verwendbares sammeln und dadurch in manchen Dingen besser Bescheid wissen als Stefan, Kai, Bubi oder Rolf. Was für uns dann mal nebensächlich und unrelevant erscheint und gesagt wird, schnappen die Fans als wichtiges Detail auf, um so ihr biographisches Extrabreit-Puzzle weiter vervollständigen zu können.
Ich versuche, durch den engen Kontakt vor und nach den Auftritten diesen unermüdlichen, netten und hauptsächlich gut gelaunten Fans genügend Anerkennung entgegen zu bringen, für das, was sie (auch für uns) schaffen. Von einigen Extrabreit-Liebhabern bekomme ich sogar Fotos, Videomitschnitte, Zeitungsartikel etc. für mein privates Archiv geschenkt. Das freut mich riesig und zeigt mir, dass ich von den „Extrabreit-Hardlinern“ akzeptiert und anerkannt werde. An dieser Stelle sei ihnen allen dafür sehr herzlich gedankt. Du musst Dir vorstellen, dass es nicht immer so leicht ist, in eine alteingesessene traditionsreiche Band mit ihren festen Charakteren schnell Anerkennung zu finden. Ein neues Mitglied einer Band wird natürlich immer sehr kritisch unter die Lupe genommen und am bekannten alten Maß gemessen. Dem muss ich mich stellen. Das ist auch o.k. und gehört dazu.
Christine: Natürlich habe ich es mir nicht nehmen lassen auf die sixpac-sauerland.de zu schauen. Meine Güte, was ein Repertoire (von A-Z alles dabei) – und eine Menge Fans, wenn ich das so aus weiter Ferne beurteilen kann. Besuchen euch die sixpac-Fans jetzt auf den Extrabreit-Konzerten, bzw. erkennst Du einige der Fans wieder?
Lars: Viele haben es mitbekommen, dass ich nun seit mehr als einem Jahr bei Extrabreit spiele. Des Öfteren sehe ich dann bekannte Gesichter vor der Bühne stehen, die mir von Sixpac-Konzerten her bekannt sind. Das freut mich und zeigt mir ein Interesse „meines (alten) Publikums“ an „meiner neuen Sache“. Bei Sixpac gab es (so kann ich jetzt sagen, da wir mit Sixpac aufgrund zahlreicher Terminüberschneidungen mit Extrabreit-Terminen eine „kreative Pause“ einlegen) ja auch einige Fans, die uns so häufig wie möglich besuchten, und diese halten mir jetzt die musikalische Treue, indem sie nun bei Extrabreit-Konzerten in vorderster Reihe stehen…Sehr nett.
Christine: Super finde ich ja auch das komplett bunt-gemischte Publikum wie in Henstedt-Ulzburg. Das passiert einem ja sicherlich nicht allzu oft … :-) Ist doch klasse, wenn die inzwischen etwas älteren “Stamm-Fans” ihren Anhang mitbringen. Das kam stimmungsmäßig sehr gut rüber!! Ihr werdet nach diesem Tourjahr 2003 sicherlich einen erhöhten Anstieg an Fans zu verbuchen haben.
Lars: Das hoffen wir doch, dass wir am Ende des Jahres nach unserer Weihnachtstour viele Menschen mit unserer Musik erreicht haben und die auch nächstes Jahr wieder zu den Konzerten kommen. Es ist schon lustig mitanzusehen, dass sich nun auch schon die zweite Generation vor der Bühne tummelt und begeistert (erbsensuppe-essend!) das Treiben auf der Bühne mitverfolgt. Jaja, Musik kann viele(s) erreichen…
Christine: Inzwischen habe ich mitbekommen, dass eure Fans sich regelmäßig in Rolf`s “Flieger” treffen. Schaut ihr da mitunter auch mal vorbei? Oder ist das eine reine Fan-Geschichte?
Lars: Zunächst sind diese Treffen durch einige wenige, uns von den Auftritten her bekannte, altbewährte Extrabreit-Liebhaber und regelmäßige Konzertbesucher aus dem heimischen Raum Hagen und Umgebung initiiert, veranstaltet und ausgetragen worden, mit zugleich entschlossenem Willen, den auf den Bandnamen bedachte Hagener Gastronomiebetrieb („Flieger“) jeden ersten Samstag im Monat durch meist exorbitant alkoholisierte Attacken unsicher zu machen (Die Bilder auf den Fanpages dokumentieren dieses lustig-scherzhafte und mit etwas Alkohol verbundene Treiben sehr gut). Das Forum unserer Homepage dient ihnen dabei als Publikationsforum der Termine, sodass sich immer mehr Fans und Gleichgesinnte ihnen anschlossen und so der Kreis wuchs und wuchs und immer größer wurde. Auch uns entgehen, bedingt durch das Forum und der Fanpages, diese lasziven und immer größere Formen annehmende Trink- und Wiedersehensgelage nicht. Rolf, der im Flieger beizeiten tätig ist, ist schon des Öfteren mit von der Partie und unterhält die Wissbegierigen gerne anstatt angekündigter einer Stunde gleich vier Stunden mit scherzhaften, lustigen, äußerst amüsanten (wer den Rolf kennt, der weiß, wie gut und lustig Rolf Geschichten erzählen kann!) und vor allem immer (…?) authentischen Anekdoten und Geschichten. Für die „Fliegerrunde“ – so nennen sich die Eingefleischten und Initiierten dieser mysteriös-mythischen Treffen – sind solche Exklusivitäten dann das Highlight dieser Veranstaltungen. Immer wieder nehmen auch wir anderen Extrabreiten es uns vor, diesen freundlichen und mit großen, weit aufgerissenen Augen und Ohren dasitzenden Menschen einen Besuch in ihrer Runde abzustatten. Doch wie so oft gelingt es mir dann aus terminlichen Gründen nicht. Aber es bleiben ja hoffentlich noch einige Termine für einen Besuch. (Hiermit mein Versprechen, demnächst mit Anmeldebogen in der Hand vor dem Portal des Fliegers stehend für die freundliche Aufnahme in den Kreis zu bitten!)
Abschließend möchte ich – wohl auch im Sinne der Fliegerrunde, ein bisschen Werbung kann nicht schaden – weitere Extrabreit-Anhänger dazu aufmuntern, ja sogar auffordern, diesen Treffen beizuwohnen, sich sowohl auf materieller als auch verbaler Ebene auszutauschen und diese beherzten extrabreiten Events zu einer nicht mehr wegzudenkenden Institution zu etablieren. Es muss darauf hingewiesen werden, dass inzwischen nicht nur Hagener in der Fliegerrunde anzutreffen sind.
Christine: Irgendwelche Vorlieben, Hobbys?
Lars: Ich gehe zur Entspannung gerne joggen und halte mich körperlich fit. Das fördert die Kondition, die auch für die Bühnenshow von Vorteil ist. Auch wenn es nicht immer so aussieht, sind die Aktionen auf der Bühne oftmals anstrengend und schlauchend. Da ist es hilfreich, die körperliche Fitness und Ausdauer durch Sport zu fördern (Das klingt jetzt ein bisschen nach dem nervigen Sportapostel Dr. Strunz: „Haltet Euch fit und treibt mehr Sport!“ So ist es nicht gemeint und soll wertfrei verstanden werden.).
Neben dem Musizieren und dem Schreiben greife ich gern zu Büchern – vornehmlich klassische, aber auch moderne Literatur. In diesem Sinne treffe ich mich unter anderem vierteljährlich mit Freunden und Unikollegen sonntags nachmittags, um ein ausgewähltes Buch zu besprechen und zu diskutieren. Das macht mir großen Spaß und ich kann so die Zeit im Tourbus neben vielen anregenden Gesprächen und Diskussionen mit Lesen nutzen.
Zu Zeiten der Poesiealben und „Freundschaftsbekundungs- und Erinnerungsbücher“ im Sinne von „Das ist meine Schulklasse“ habe ich auf die Frage nach meinen Hobbys immer Folgendes geantwortet: „Fahrradfahren, schwimmen, Klavier und Blockflöte spielen“… In gewisser Hinsicht stimmt das heute sogar noch.
Christine: Auch die banale Fragerei nach Deinem Lieblingsgetränk, bzw. Essen werde ich Dir nicht ersparen ;)
Lars: Als überzeugter (aber keineswegs fundamentalistisch-missionierender) Vegetarier und Nicht-Alkolhol-mögender-Mensch fällt mir dazu immer eine bekannte lateinische Weisheit ein: „Mens sana in corpore sano“ („Ein gesunder Geist in einem gesundem Körper.“). Ich definiere mich aber nicht als „Körnerfresser“, der seine genüsslichen Vorlieben zur Lebenseinstellung gemacht hat. Uns sind ja genügend solcher Leute bekannt, die von diesem Trip scheinbar nicht mehr runter gekommen sind, nur noch in selbst gestrickten Pullis und Sandalen rumlaufen und Anthroposophen werden. Nicht, dass ich solche Menschen nicht akzeptiere und respektiere. Nur, so einer möchte ich nicht sein, nein, auf keinen Fall! Ich versuche, mein Umfeld so wenig wie möglich damit zu belasten. Das heißt, ich esse alles, was meiner persönlichen Einstellung entspricht und mir angeboten wird.
Christine: Gerne würde ich mir auch von Dir erzählen lassen, was Du im Leben (bei momentaner Vorstellung) erreichen möchtest. Wo setzt Du da Deine Prioritäten? Bist Du da eher bescheiden oder hast konkret klare Ziele, die Du anvisierst?
Lars: Derzeit fühle ich mich beruflich gesehen als Musiker, der sich als zweites Standbein akademisch in Form der Promotion betätigt. Das bedeutet, ich sehe vordergründig meine Profession in der Musik, mir macht aber das wissenschaftliche Schreiben mindestens genauso viel Spaß, sehe darin aber nicht meine lebenslange Erfüllung. Will sagen, ich werde mein Leben lang Musiker sein. Darin gehe ich auf. Ich könnte mir nicht vorstellen, das mal irgendwann an den Nagel zu hängen. Sollte es aus irgendwelchen Gründen irgendwann nicht mehr gehen, hätte ich ein großes Problem.
Konkrete Ziele habe ich somit allemal. Ich denke, jeder sollte konkrete Ziele und Vorstellungen von seinem Leben und seiner beruflichen Laufbahn haben und die mit seinem bestmöglichen Ehrgeiz verfolgen. Diese Einstellung hat mir jedenfalls oft geholfen.
Christine: Nun würde ich doch noch gerne etwas über die Weihnachts-Blitztournee erfahren. Wie war es denn so aus Deiner Sicht?
Lars: Die Tournee – im Übrigen meine erste Deutschlandtournee – war der absolute Oberhammer. Die Konzerte waren sehr gut besucht (z.T. auch ausverkauft), und dementsprechend machte es mir als Musiker besonderen Spaß, allabendlich die Bühne vor einer großen Menge an tanzbereiten, feiernden und auch pogowilligen Extrabreitfans zu betreten. Diese Form der ekstatisierten, wartenden, wallenden und wabernden Menge pusht uns als Musiker enorm und lässt uns während des Konzerts zu Höchstformen aufglühen. Nein, im Ernst, die Konzerte waren wirklich gut, sowohl von der Stimmung als auch von dem – ich hoffe, ich kann das so aus meiner subjektiven Sicht schreiben, ohne dass es arrogant klinkt -, was wir musikalisch geboten haben. Unsere mitgereiste Fangemeinde, die inzwischen wohl bekannte „Fliegerrunde“, hatte dies zu unserer Freude bestätigt. So gab es auch im Anschluss an die Vorstellungen sehr lustige und amüsante Aftershow-Parties, die wir uns nicht haben entgehen lassen. Schließlich noch ein großes Dankeschön an Tobias Schacht, den „Jungen mit der Gitarre“, der im Vorprogramm auftrat. Es war ersichtlich, dass er von den Breitenfans gut aufgenommen und abgefeiert worden ist. Er ist ein äußerst liebenswürdiger Kollege und sehr guter Musiker, mit dem man gut zusammen arbeiten und lustige Parties feiern kann. Ich erinnere mich da ein den Auftritt in Bremen, als Stefan, Tobias und ich noch zur Aftershow-Party in die Kneipe zur Bassistin der „Mimis“, mit denen wir dort zusammen gespielt haben, gefahren sind, einiges getrunken haben und dann lustig durch die Kneipe tanzend…(ich glaube, an dieser Stelle höre ich lieber mit der Berichterstattung auf, sonst wird es noch peinlich).
Rundum war diese Tour von vorne bis hinten eine gelungene und witzige Sache.
Und so, wie wir im letzten Jahr aufgehört haben, geht es im neuen Jahr auch schon gleich weiter: Eine Tournee quer durch Deutschland mit den Allstars der Neuen Deutschen Welle wie Marcus, Spider Murphy Gang, Frl. Menke, Münchner Freiheit und und und. Zwar passen wir nicht ganz in dieses NDW Angebot rein (Erstens gründete sich Extrabreit einige Jahre bevor die NDW-Ära anbrach, und zweitens sind wir ja nicht auf dem Stand von 1983 stehen geblieben, sondern arbeiten kontinuierlich weiter. Es soll keinesfalls heißen: Extrabreit kopiert sich selbst!), aber Extrabreit wird von sehr vielen Leuten als Galionsfigur der Neuen Deutschen Welle gesehen. Und aus diesem Grund darf Extrabreit dort nicht fehlen. Es geht also wieder Ende Februar los und endet Mitte März. Die Termine sind u.a. auf unserer Homepage nachzulesen. Der nördlichste Termin wäre zugleich der Tourneeauftakt am 28.02.04 in Emden in der Nordseehalle. Vielleicht treibt es ja den ein oder anderen Schleswig-Holsteiner am besagten Tag dorthin. Ich würde mich freuen…
Christine: Und wie sieht es nun mit Deiner Dissertation aus? Bleibt Dir noch Zeit?
Lars: Es ist klar, dass in diesen Zeiten mein Promotionsvorhaben etwas vernachlässigt wird. Aber wie es schon mal gesagt hatte, möchte ich dieses Jahr abgeben, und das bedeutet, jede freie Minute meinem Dissertationsthema zu widmen. In diesem Sinne wünsche ich nachträglich allen Lesern ein erfolgreiches, ereignisreiches und vor allem gesundes neues Jahr 2004